Morgenstund hat Gold im Mund!
Referendare besuchen den Bezirksentscheid in Oberfranken

Kommission und Bürger bei der Ortsbegehung in Heßlach.
Am Morgen des 17.07.17 war es soweit. Zusammen mit Babette Menz von der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau starteten wir, Georg Braunsdorf und Jan-Phillip Wassermann, von Veitshöchheim aus in Richtung Bayreuth, um den Bezirksentscheid des 26. Dorfwettbewerbs „Unser Dorf hat Zukunft – Unser Dorf soll schöner werden“ mitzuerleben.

Heßlach

Zunächst besuchten wir das Dorf Heßlach, welches mit seinen 83 Einwohnern zu dem Markt Weidenberg gehört. Dort wurden wir von der Heßlacher Gemeinde vor der Dorfschenke empfangen. Besonders beeindruckend war, dass alle Altersgruppen bei dem Empfang vertreten waren. Die Heßlacher mussten sich daher extra Urlaub genommen haben, beziehungsweise die Schüler vom Unterricht befreien lassen. Die Lebendigkeit der Dorfgemeinschaft wurde bereits hier sehr deutlich erfahrbar. Nach der Begrüßung der Bewertungskommission stellte der Bürgermeister den Ort in einer kurzen Präsentation vor. Neben den verschiedenen Veranstaltungen, welche über das Jahr hinweg stattfinden, wurde auch die in Eigenleistung erstellte Trinkwasserzisterne, der gemeinschaftlich genutzte Wald, sowie der selbst erstellte Kinderspielplatz vor der Dorfschenke vorgestellt. All diese Aktivitäten und gemeinschaftlichen Bauprojekte lassen einen sehr hohen Dorfzusammenhalt erkennen.
Herr Kendzia, Vorsitzender der Bezirksbewertungskommission, erläuterte kurz die Bewertungskriterien. Anschließend teilten sich die Beurteilungsteams nach Themen auf. Wir entschieden uns für die Kategorie „Dorf in der Landschaft“. Dabei wurden die an den Ort angrenzenden landschaftlichen Nutzungen in Augenschein genommen.
Die erste Station war der angrenzende gemeinschaftlich genutzte Wald. Hier konnten wir feststellen, dass dieser trotz eines hohen Fichtenbestands ökologisch wertvolle Nischen zum Beispiel als Lebensraum für das Auerhuhn bietet. Lediglich ein Bauzaun, welcher zum Schutz von Jungbäumen aufgestellt wurde, soll laut Aussagen des Kreisfachberaters mit Zweigen verdeckt werden, so dass das Auerhuhn in seinem Lebensraum nicht gestört wird. Neben der Zusammensetzung des Waldes wurde auch das Wegenetz besichtigt. Insgesamt ist der Heßlacher Wald gut erschlossen. Nach einer kurzen Fahrt abseits der regulären Wege, kamen wir an einem Baumkletterpfad vorbei, welcher sich in dem benachbarten Waldgebiet befindet.
Der zweite Bereich der zur Bewertung stand, ist die offene Kulturlandschaft. Hier war zu erkennen, dass Heßlach von einer kleinstrukturierten Landschaft mit zahlreichen Heckensäumen, Einzelbäumen und Alleen umgeben ist. Die überwiegend landwirtschaftlich genutzten Flächen erhalten auf diese Weise einen zusätzlichen ökologischen und ästhetischen Nutzen.Auch auf den landwirtschaftlichen Flächen um Heßlach nimmt die Vielfalt der angebauten Sorten ab. Der Kreisfachberater Christian Kreipe hatte hierzu eine sehr beachtenswerte Anregung. Er schlägt vor, auf kleinen ortsnahen Bereichen alte Anbaumethoden mit regionaltypischen Hackfrüchten und Getreidearten durchzuführen. Auf diese Weise können die für den ländlichen Raum prägenden Anbauarten als Kulturgut erhalten werden. Gleichzeitig könnte man dadurch die Vielseitigkeit in der Anbaustruktur fördern.
Abschließend trafen sich die verschiedenen Bewertungsteams wieder vor der Dorfschenke mit der versammelten Dorfgemeinschaft. Diese hatte in der Zwischenzeit einen Imbiss mit lokalen Zutaten vorbereitet. Es folgten kurze Erläuterungen zu positiven und verbesserungswürdigen Punkten in dem jeweiligen Bewertungsbereich. Zum feierlichen Abschluss wurde ein lauter Schuss mit der Dorfhaubitze abgefeuert, welcher selbstverständlich zuvor bei der Polizei angemeldet worden war.

Harsdorf

Anschließend führte unsere Reise in die im Trebgasttal gelegene Gemeinde Harsdorf, mit knapp 800 Einwohnern. Am Festplatz angekommen, begann nach kurzer Begrüßung durch den Vorsitzenden der Bezirksbewertungskommission, Herrn Kendzia, sogleich die Vorstellung durch anwesende Vertreter der Gemeinde. Auf dem Festplatz präsentierten sich unter anderem die Freiwillige Feuerwehr und ein Verein mit liebevoll restaurierten Oldtimer-Landmaschinen. Nach der kurzen Einführung folgte ein straff durchgeplanter Rundgang durch das Dorf mit dem Ziel, das Gemeindezentrum zu erreichen und auf dem Weg die Jury zu überzeugen. Auf der festgelegten Route gab es diverse Zwischenstopps, wie an der liebevoll sanierten Martinskirche, dem erneuerten Dorfplatz und dem Friedhof. Auch der Kindergarten, die im Ort ansässige große Malzfabrik und der Gartenbauverein waren Teil der Route. Eine weitere kurze Pause gab es bei dem Vortrag in der „Naturkräuterschmiede“, welcher mit vollem Einsatz von der gesamten Belegschaft gehalten wurde und allen Jury-Beteiligten ein Lächeln in die Gesichter zauberte.
Besonders auffällig war die angenehme Menge an Grün im repräsentativen Ortskern, welches im Rahmen der Dorferneuerung vor einigen Jahren angepflanzt wurde. Für Begeisterung sorgte bei uns auch der innovative Ansatz des Gesundheitsbahnhofs, ein als Arztpraxis umgenutzter ehemaliger Bahnhof. Mit der erhaltenen Signalanlage wird den Patienten verdeutlicht, ob der behandelnde Arzt gerade im Haus ist. Nach einem ereignisreichen Rundgang wartete im Gemeindezentrum das große Finale. Hier angekommen wurden in gemütlicher Runde verschiedene Vereins- und Freizeitaktivitäten der Dorfgemeinschaft sowie anstehende Bauprojekte vorgestellt bzw. vorgeführt. Der Höhepunkt war sicherlich der stimmengewaltige Auftritt des ortsansässigen Männergesangsvereins, der für uns auch gleichzeitig das Ende unseres Tagesausflugs einläutete, denn nach dieser eindrucksvollen und sehr abwechslungsreichen Vorstellung ging es bereits zurück an die Landesanstalt nach Veitshöchheim.
Wie wir später erfahren durften, hatte sich der Einsatz für beide Dörfer gelohnt. Im Rahmen des Bezirksentscheids dieses Jahr erhielt Heßlach für sein Engagement Silber und Harsdorf sogar eine Goldmedaille.
Georg Braunsdorf, Jan-Philipp Wassermann
Landwirtschaftsreferendare