Die größte Bürgerinitiative im ländlichen Raum
Ihr Dorf hat Zukunft!

Blick auf eine Stadtsilhouette mit Kirchtürmen und alten Bäumen. Davor ein neu gestalteter Spielplatz, auf dem Kinder und Erwachsene versammelt stehen.
Modernes gestalten! Im Dorfwettbewerb geht es nicht darum, das Dorf als Freilichtmuseum zu präsentieren, sondern als intakten Ort mit Zusammenhalt von Bürgern, Vereinen, Gewerbe und Verwaltung. Wie kann der staatliche Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ für Impulse im Dorf genutzt werden?

Das Potenzial für Ehrenämter ist da

Sicher, mancherorts verflacht das soziale Füreinander und die Verantwortlichen in Vereinen und Interessengruppen ringen darum, Standards zu halten und Traditionen zu pflegen. Immer gibt es jedoch einzelne Bürger, deren Engagement mangels Bündelung ins Leere läuft. Gemeinden, die derzeit nur wenige offizielle Akteure zur Auseinandersetzung mit der Dorfentwicklung haben, profitieren von der Bündelung der Kräfte bei einer Wettbewerbsteilnahme.
In einer Zeit, in der Social Media über das Smartphone für viele den Hauptzugang zu einem „Wir-Gefühl“ bilden, sind die als Digital Natives aufgewachsenen jungen Erwachsenen DIE Zielgruppe für die Ehrenämter im Dorf. Ihnen als Person Respekt zu zollen und sie individuell zu Engagement und Teilhabe aufzufordern, ist die Königsdisziplin im Gemeindeleben. Vor allem unter den Zugezogenen findet sich so mancher ideenreicher „Neubürger“: Viele Paare mit Kindern entscheiden sich für ein Leben auf dem Dorf und werden zum Motor einer bedarfsgerechten Kinderbetreuung. Dass die Bewohner neuer Wohngebiete oft überfordert sind mit einer gärtnerisch fundierten, dem Ortsbild zuträglichen Gestaltung der Siedlung, steht auf einem anderen Blatt. Wir alle entwickeln Vorstellungen von einer besseren Zukunft, aber eben – und das bedeutet es, Mensch zu sein – in den Aspekten, die unsere Beziehungen, unseren Beruf und Alltag berühren und prägen.

Die Kunst, Neues zu integrieren

Etliche Dörfer mit Zukunft liegen in den Ballungsräumen Bayerns und müssen ihr Gesicht nicht nur wahren, sondern aufgrund des Zuzugs neu definieren. Vielerorts tun sich Gemeinderäte schwer, angesichts der rasanten baulichen Entwicklung den kleinsten gemeinsamen Nenner in der Baugestaltung zu definieren. Dabei läuft die Gemeinde Gefahr, ihr unverwechselbares Ortsbild zu verlieren und damit ein Stück regionale Baukultur aufzugeben. Der Dorfwettbewerb bietet die Chance einer Zwischenbilanz: Was gilt es zu erhalten und warum?

Gesundheit durch Grün

Wie die Gemeinde den Zugang zu Grün und dessen Qualität steuert, ist wesentlicher Teil einer modernen Daseinsvorsorge. Inzwischen ist mehrfach belegt, dass der Kontakt zur Natur und zu den natürlichen Elementen wie Sonne, Wasser und Grün für die Einwohner mehr Bedeutung hat als „nur“ Wohlfühlen. Vielmehr spricht man inzwischen von „Gesundheit durch Grün“, d. h. die Reduktion und Milderung psychischer Erkrankungen, die inzwischen zu den häufigsten Leiden der deutschen bzw. mitteleuropäischen Bevölkerung gehören. Zunehmend werden gesundheitliche Störungen und gesundheitsschädigende Verhaltensweisen bereits bei Kindern festgestellt – gleichermaßen steigt der Bedarf an naturnahen Kindertagesstätten. Angesichts dieser gesellschaftlichen Entwicklungen kommt dem Kriterium „Grüngestaltung und -entwicklung“ im Wettbewerb nicht von ungefähr eine zentrale Rolle zu – unabhängig von der Intensität des Siedlungsdrucks und der Bauentwicklung im jeweiligen Dorf.

Leerstandsmanagement und umgenutzte Dorfkerne

Wenn Abwanderung an der Tagesordnung ist, gilt es, Leerstandspotenziale möglichst früh zu erkennen, um möglichst viel zeitlichen Vorsprung zum Planen und Steuern zu schaffen. Umnutzung ist häufig keine Option, wenn weder Denkmalschutz noch Bausubstanz dafür sprechen, ein altes Gebäude zu sanieren. Auch hier kommt einer mittelfristigen Freiflächenplanung in der Gemeinde eine Schlüsselrolle zu. Wer diesen Herausforderungen mit neuen, vor Ort entwickelten Lösungen wie einer „Scheunen- und Stadl-Börse“, Zwischennutzungsverträgen und Förderung von Kooperationen begegnet oder begegnen will, sollte unbedingt am Dorfwettbewerb teilnehmen, denn diesen Instrumenten, richtig eingesetzt, gehört die Zukunft in vielen Dörfern.

Bleibender Nutzen

Der Dorfwettbewerb versetzt ein Dorf in die Lage, das Bewusstsein für die Besonderheiten und Werte des Ortes und seiner Landschaft unter den Dorfbewohnern zu wecken. Der Austausch mit Nachbarn und anderen Dorfbewohnern und die gemeinschaftliche Realisierung von Ideen schaffen bleibende Eindrücke, die jedes teilnehmende Dorf zu einem Gewinner machen.
Ungeachtet der längst verlorenen engen Lebens- und Schicksalsgemeinschaft eines Dorfes ist das Bedürfnis nach Zusammenschluss, organisiertem Tun und gemeinsamem Erleben nach wie vor vorhanden. Hier ist weiter Aktivität und Kreativität der Verantwortlichen vor Ort gefragt, vorhandene Strukturen zu modernisieren, den Mut zu haben, alte Zöpfe abzuschneiden und Experimente zu wagen. Auch unter veränderten Rahmenbedingungen ist es möglich, eine Dorfgemeinschaft zu erhalten und weiter zu entwickeln. Insoweit bietet ein überschaubares Dorf nach wie vor Chancen – vielleicht sogar mehr als in den Städten.